Azteken- Vergessene Hochkultur ?

Jeder kennt garantiert eine der frühen Hochkulturen, die irgendwann und irgendwo auf der Welt entstanden sind und dann wieder untergingen. Da habe ich mir eine, nämlich die Azteken herausgesucht, von der ich euch ein bisschen erzählen will.

Die Azteken lebten im 14. und 15. Jahrhundert, im heutigen Mexiko. 1519 bis 1521 eroberte der Spanier Hernán Cortés das Reich der Azteken. Viele der Azteken starben, ihre Kultur wurde weitgehend zerstört. 1535 wurde auf dem Gebiet Mexikos das Vizekönigreich Neuspanien ausgerufen.

Das Gebiet der Azteken und die Eroberungen nach Herrscher und Zeit sortiert
Die Route des Feldzügen von Hernán Cortés gegen die Azteken
Das Gebiet der Hauptstadt Tenochtitlan am Lago de Texcoco (übrigens heute fast ausgetrocknet wegen Entwässerungskanäle, die in der Kolonialzeit angelegt wurden).

Wie lebten die Azteken?

Die Azteken ernährten sich hauptsächlich von Mais, Kürbis und Bohnen. Sie bauten die Nahrungsmittel nicht auf herkömmlichen Feldern, sondern auf Chinampas. Das sind schwimmende Gärten. Die Bauern schöpften Schlamm vom Seeboden auf und befestigten das „Floß“ mit seitlichen Ruten aus Zweigen. Auf dem neu entstandenen „Land“ bauten sie ihre Lebensmittel an. Es gab auch Handwerker. Am angesehensten waren die Goldschmiede und die, die prächtigen Kopfschmuck aus Federn herstellten. Bezahlt wurde mit Kakaobohnen. Städte und Völker, die die Azteken unterworfen hatten, mussten ihnen Tributzahlungen leisten. Das waren Lebensmittel, Felle, Vogelfedern, Baumwolldecken, Kakao oder auch Arbeitskräfte. Bei Eroberungen wurden auch viele Gefangene gemacht, diese mussten dann als Sklaven dienen. Hauptziel eines Kriegers war es möglichst viele Gefangene zu machen, dafür erhielt er dann Belohnungen.

Woraus bestand ihre Gesellschaft?

Die Frau war in dieser patriarchalischen Gesellschaft strengen Normen unterworfen. Als Kind hatte sie den Eltern zu gehorchen und als Frau den Mann. Sie wirkte im Haus, selten als Hebamme oder als Priesterin, wenn sie aus einer adligen Familie stammte. Der Aufbau der Gesellschaft ist ähnlich, dem des europäischen Mittelalter. Die unterste Stufe stellte das einfache Volk (Bauern, Handwerker,..) dar. Darüber stand der erbliche Adeligen (pipiltin). Jeder aus dem Volk konnte durch Dienst in der Armee zum Adeligen aufsteigen. Der Adel mit Besitz stellte die obersten Beamten der aztekischen Reichsverwaltung und aus seinen Reihen setzte sich der Rat zusammen, der den Herrscher beriet und seinen Nachfolger aus der regierenden Dynastie wählte. Adel ohne Besitz wurde Priester, Gelehrter oder Kunsthandwerker wenn er sich nicht für das Militär eignete. Über den Adeligen standen die „pochteca“, eine erbliche Kaufmannsgilde, die außerhalb des Landes Handel mit Luxusgütern trieben durften. An der Spitze des Staates stand das königliche Haus, mit dem „Sprecher“ (tlatoani) gleichbedeutend mit einem König. 1519 war das Montezuma. Neben dem Herrscher gab es eine weiter wichtige Person, die „weibliche Schlange“ (chiuacoatl), ihm oblagen die Gerichtbarkeit und die inneren Angelegenheitender aztekischen Hauptstadt.

Bildung ?!

Obwohl manches an den Azteken primitiv aussieht, alle Kinder besuchten die Schule. Mit 12 Jahren kamen alle Mädchen und Jungen in die Schule, cuicalli, dem „Haus des Gesanges“. Hier wurde die Kinder mit den Göttern und Zeremonien vertraut gemacht. Außerdem wurde Tanz und Gesang gelehrt. Sie blieben dort bis sie 15 waren. Für die Mädchen hörte die Schule auf, es sei denn, sie wollten Priesterin werden. Die Söhne der Adligen gingen danach in den calmecac, wo sie auf ihre privilegierte Rolle vorbereitet wurden. Neben der militärischen Ausbildung, wurde Rhetorik, Gesang, Religion und Fertigkeiten in der Verwaltung und Politik vermittelt. Der Rest ging in das telpochcalli, das „Haus der jungen Männer“, wo die militärische Ausbildung im Vordergrund stand.

Schrift und Zahlen

Azteken kannt keine Schrift, sondern benutzen „Bilderbücher“ (Codices Einzahl: Codex). Die „Bilder“ besitzen eine naturalistische Bildtechnik. In den Faltbüchern wurden religiöse Gesänge, Zeremonialtexte, Chroniken und Erzählungen, Sitten und Gebräuche, und vor allem die Geschichte der Indianer Mesoamerikas dargestellt. Die meisten Faltbücher wurden von den Spaniern zerstört. Ganze vierzehn Codices aus ganz Mexiko (aus der Zeit vor der Eroberung) sind erhalten geblieben. Die meisten befinden sich in europäischen Museen und Bibliotheken.

Die Azteken zählten und rechneten nach dem Zwanziger-System (im Gegensatz dazu rechnen wir heute nach dem Zehner-System). Das heißt, die Zahl 20 ist die Basis. Zum Beispiel:

Darstellung der Zahl 30 Darstellung der Zahl 400
Azteken (mit
Basis
20)
1 ∙ 201 + 10 ∙ 200
= 20 + 10
= 30
1 ∙ 202 + 0 ∙ 201 + 0 ∙ 200
= 400 + 0 + 0
= 400
Wir (mit Basis
10)
3 · 101 + 0 · 100
= 30 + 0
= 30
4 · 102 + 0 ∙ 101 + 00
= 400 + 0 + 0
= 400

Kalender und Weltuntergang

Der normale aztekische Kalender richtete sich nach dem Sonnenjahr und hieß xihuitl. Er umfasste 365 Tage in 18 Monaten zu je 20 Tagen plus 5 sogenannte Unglückstage. Jeder Monat hatte 4 Wochen zu je 5 Tagen. Der letzte Tag in der Woche war öffentlicher Markttag (tianquiztli) und gleichzeitig Fest- und Ruhetag. So gab es insgesamt 288 Arbeitstage und 72 tianquiztli im Jahr. An den 5 Unglückstagen sollte man nicht arbeiten. Dies ergab insgesamt 365 Tage. Da aber das Jahr ca. 6 Stunden länger ist, ergab sich ein Überschuß an Tagen. Deshalb wurde nach jeweils 52 Jahren 12 ½ Schalttage eingeschoben. Damit wurde eine genauere Angleichung an das Sonnenjahr erreicht, als in jedem europäischen Kalender.

Es gab noch einen zweiten, heiligen Kalender mit 260 Tagen, den sogenannten tonalpohualli, der zu Weissagungen benutzt wurde. Die 260 Tage waren in 20 Wochen zu je 13 Tagen aufgeteilt. Jeder Tag war einem Gott (bzw. einer Göttin) zugeordnet. Das Schicksal der Menschen hing davon ab, ob ihrem Geburtstag gute oder schlechte Eigenschaften zugeschrieben wurde. So war beispielsweise. „Sieben Regen“ ein günstiger Tag, „Zwei Kaninchen“ dagegen ein schlechter Tag.

Bei den Azteken wurden die beiden Kalender kombiniert, so dass ein „Kalenderrad“ von 52 Jahren entstand. In Mesoamerika wurde die Zeit nicht als linear aufgefasst (so wie wir das machen), sondern als zyklisch: Am Ende einer 52jährigen Periode wird die Zeit und die Welt wiedergeboren. Dies symbolisierte dann die „Zeremonie des Neuen Feuers“. Bei dieser Zeremonie wurden in den letzten Stunden des alten Jahres alle Feuer gelöscht, die Bildnisse der Götter ins Wasser geworfen und Kinder und Frauen versteckt. Priester stiegen auf den „Hügel des Sterns“, oberhalb von Ixtapalapa und warteten bis die Plejaden den Zenit überschritten. Um diese Zeit war die Gefahr am größten, dass die Erde zerstört wird. Um dieses Unglück abzuwenden, wurde ein Mensch geopfert, dem man das Herz aus dem Leibe riß. In der Brusthöhle des Opfers entfachte man ein neues Feuer und damit auch einen neuen 52-jährigen Zyklus. Das Feuer wurde mit Fackeln zum Templo Mayor in Tenochtitlan gebracht und von dort aus in die anderen Städte der Azteken. Echt eklig oder?

Die Götter in der 3. Spalte stehen für eine Art Schutzheilige der Tage:

1 Krokodil
(cipactli)
Tonacatecuhtli, Herr der Erhaltung
2 Wind
(ehecatls)
Quetzalcoatl, die Gefiederte Schlange
3 Haus
(calli)
Tepeyollotli, das Herz des Berges
4 Eidechse
(cuetzepalin)
Hueyhuecoyotl, der Alte Kojote
5 Schlange
(coatl)
Chalchiuhtlicue, die Wassergöttin
6 Tod
(miquiztli)
Tecciztecatl, der Mondgott
7 Hirsch
(mazatl)
Tlaloc, der Regengott
8 Kaninchen
(tochtli)
Mayahuel, die Göttin des Pulque
9 Wasser
(atl)
Xiuhtecuhtli, der Feuergott
10 Hund
(itzcuintli)
Mictlantecuhtli, Herr der Unterwelt
11 Affe
(ozomatli)
Xochipilli, Prinz der Blumen
12 Gras
(malinalli)
Patecatl, Gott der Heilkunst
13 Rohr
(acatl)
Tezcatlipoca, Herr des rauchenden Spiegels
14 Jaguar
(ocelotl)
Tlazolteotl, Göttin der Liebe und des
Schmutzes
15 Adler
(cuauhtli)
Xipe Totec, der gehäutete Herr
16 Geier
(cozcaquauhtli)
Itzpapalotl, der Obsidianschmetterling
17 Bewegung
(ollin)
Xolotl
18 Reibstein
(tecpatl)
Tezcatlipoca, Herr des rauchenden Spiegels
19 Regen
(quiauitl)
Chantico, Göttin des Herdes
20 Blume
(xochitl)
Xochiquetzal, Göttin der Blumen

Kunterbuntes Götter-Bingo

Chicomecóatl
„Sieben Schlange“, Göttin des Ackerbaus
MictlantecuhtliGott der Unterwelt
Chalchiuhtlicue
Wassergöttin, Ehefrau des Regengott
Tlaloc
Chantico
Göttin des Herdes

Coatlicue

„Herrin im Schlangenrock“. Mutter des
aztekischen Stammesgottes Huitzilopochtli,
Herrscherin der Erde, der Finsternis und des
Todes, außerdem auch Fruchtbarkeitsgöttin

Coyolxauhqui
Schwester von Huitzilopochtli, Mondgöttin.
EhecatlWindgott
Huehuetecotl Der Alte Feuergott
Hueyhuecoyotl Der Alte Kojote
Huitzilopochtli Kriegsgott, einer der wichtigsten Götter in der
aztekischen Mythologie.
Mayahuel Herrin der Agaven und des Pulques
Mictlantecuhtli Gott der Unterwelt
Ometeotl Gott der Zweiheit
Patecatl Gott der Heilkunst
Quetzalcoatl„Gefiederte Schlange“, erscheint auch als Herr
der Winde, der Medizin und der Künste.
Tecciztecatl Mondgott
Tepeyollotli Herz des Berges
Tezcatlipoca
„Rauchender Spiegel“, Kriegsgott
Tlaloc
Regengott
TlazolteotlGöttin der liebe und des Schmutzes
TonacatecuhtliHerr der Erhaltung
TonatiuhSonnengott
Xipe Totec„Unser Herr, der Geschundene“ Gott des
Frühlings und der Regenzeit
XiuhtecuhtliFeuergott
Xochipilli„Blumenfürst“, Gott der Liebe des Tanzes,
Symbol des Sommers
Xochiquetzal Göttin der Blumen

Doch jede Kultur hat auch ihre Schattenseite, so wurden Zehntausende getötet und ihre Herzen den Göttern geopfert. Zum ermitteln des Schlachtopfer spielte man eine Art Fußball, bei dem mit dem Bein der Ball in der Luft gehalten werden musste. Das Ziel des Spiels war ein steinerer Ring, durch den der Ball geschossen wurde. Anders als beim Fußball gab es keine Rollenverteilung, die gesamte Mannschaft ist involviert. Forscher sind sich nicht ganz einig, ob die Sieger oder die Verlierer geopfert wurden.

Nach all dem was in diesem Artikel an Wissen über die Azteken zu finden ist, kann man sehr wohl zu dem dem Schluss kommen, dass die Azteken eine Hochkultur waren!

von Chtistoph