Die Dresdener Frauenkirche

Die erste Frauenkirche wurde im 11. Jahrhundert als Missionskirche gebaut, um die umliegenden sorbischen Dörfer zu christianisieren. Als im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts die Stadt Dresden entstand, wurde die Frauenkirche die Pfarrkirche der Stadt, d.h. dass hier auch Taufen, Trauungen und Begräbnisse stattfanden. Immer wieder wurde die Kirche zu klein und daher umgebaut. Zunächst entstand im 13. Jahrhundert eine gotische Hallenkirche, Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie im Stil der Spätgotik umgestaltet. Im Zuge der Reformation diente sie ab 1539 für 20 Jahre als reine Begräbniskirche, ehe hier wieder Gottesdienste abgehalten wurden. Da sich die Kirche seit der Verlegung der Festung im späten 16. Jahrhundert innerhalb Dresdens befand, drängte August der Starke aus stadtplanerischen und hygienischen Gründen darauf, den Kirchhof aufzulösen.

 

Frauenkirche um 1714

Dies geschah schrittweise ab 1714. Viele Gräber gingen dabei verloren. Nach der Aufhebung des Frauenkirchhofs wurde die Anlage eines neuen Begräbnisplatzes dringend erforderlich. Hierfür wurde ab 1724 der sogenannte »Armen-Gottes-Acker«, der Eliasfriedhof, genutzt. Nachdem die gotische Kirche Anfang des 18. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit zeitweilig geschlossen werden musste, beschloss 1722 der Rat der Stadt Dresden einen vollständigen Neubau. Den Auftrag, die Kirche zu erbauen, bekam Ratszimmermeister George Bähr.

Er plante ein Meisterwerk, welches insbesondere durch die unverwechselbare Kuppel zum Wahrzeichen der Stadt Dresden werden sollte: „von Grund aus bis oben hinauf gleichsam nur ein einziger Stein“. Am 26. August 1726 wurde der Grundstein der neuen Frauenkirche gelegt. Zuvor hatte der beauftragte Architekt George Bähr mehrere Entwürfe vorlegen und Korrekturen aufgrund von Gegengutachten vornehmen müssen. Schließlich entschied man sich für einen überkuppelten Zentralbau auf quadratischem Grundriss. Als Stadtkirche oblag die Finanzierung des Baus den umliegenden Gemeinden, sodass die Arbeiten immer von finanziellen Nöten begleitet waren. 

Noch während die Kirche im Bau befindlich war, wurde die Unterkirche als Begräbnisstätte genutzt. Auch die Weihe der Kirche fand 1734 und damit weit vor der Fertigstellung statt – noch ohne Orgel und mit provisorischem Altar. In den darauf folgenden Jahren bis 1738 wurde die Steinkuppel vollendet. In der ursprünglich von George Bähr zur Begutachtung eingereichten Planung war noch eine kupfergedeckte Holzkuppel vorgesehen gewesen. Diese Variante war jedoch zu teuer. So schlug Bähr vor, die Kuppel teilweise oder ganz aus Stein zu fertigen – so wie er es wohl schon immer wollte. Als problematisch wurden jedoch die hohe Last und die fragwürdige Wetterfestigkeit einer solchen Kuppel angesehen. Gutachten wurden eingeholt und George Bähr mehrfach befragt, ehe 1733 ein Vertrag über die Ausführung in Stein geschlossen wurde. 1743 wurde der Bau mit dem Aufsetzen einer steinernen Laterne fertig gestellt. 

                             Frauenkirche 1879

Am Vormittag des 15. Februar 1945 – zwei Tage nach dem verheerenden Bombenangriff auf Dresden – stürzte die ausgebrannte Frauenkirche in sich zusammen. Hatte sie den unmittelbaren Angriff und den Feuersturm anders als die meisten Gebäude der Innenstadt scheinbar überstanden, musste sie der extremen Hitzeeinwirkung schließlich Tribut zollen. Denn als in den ersten Stunden des 14. Februar das Feuer in die Kirche eingedrungen war, brannten nicht nur die hölzernen Emporen und das Gestühl lichterloh, sondern mehr und mehr Sandstein platzte von den Pfeilern ab, bis diese die Last der Kuppel – immerhin 12.000 Tonnen (= 12000000 kg ⇒ 8571 Autos) – nicht mehr tragen konnten. Über vier Jahrzehnte erinnerte die Ruine an die Zerstörung Dresdens und die Schrecken des Krieges. Den Trümmerberg im Herzen der Stadt zu belassen, war natürlich alles andere als selbstverständlich. Für Stadtplaner war er eher ein Hindernis. Der Beharrlichkeit insbesondere des Dresdner Instituts für Denkmalpflege und des Sächsischen Landeskonservators Prof. Hans Nadler ist es aber zu verdanken, dass die Ruine nicht abgetragen wurde. Vielmehr wurde sie gesichert: Der Altarbereich wurde eingemauert, der Trümmerberg mit Rosen bepflanzt.

Anfang der 1960er Jahre setzte sich der Gedanke durch, die Ruine als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung zu bewahren. Der Rat der Stadt Dresden beschloss schließlich, die Kirchruine auch offiziell als Mahnmal zu deklarieren und ließ eine Gedenktafel anbringen.

                        Zerstörte Frauenkirche 1970

Seit dem 13. Februar 1982, als sich an der Ruine erstmals junge Menschen mit Kerzen versammelten, wurde sie zu einem Symbol der Friedensbewegung in Ostdeutschland und einem Ort des gewaltfreien Protests. Bis heute kommen an jedem 13. Februar zahllose Menschen mit Kerzen an die Frauenkirche, um zu gedenken und zum Frieden zu mahnen. Fasziniert stehen immer wieder Gäste Dresdens auf dem Neumarkt und betrachten das Miteinander von hellen und dunklen Steinen in der Fassade der Frauenkirche. Und selbst so manchem Dresdner wird bei diesem Anblick erst wieder richtig bewusst, dass dieser mächtige barocke Kuppelbau zwischen 1993 und 2005 aus einem riesigen Trümmerberg erwachsen ist.

                       Wiederaufbau der Frauenkirche

Getreu dem historischen Vorbild und unter weitmöglichster Verwendung des originalen Materials, das exakt an seinem ursprünglichen Platz eingefügt wurde, entstand dank Spenden aus ganz Deutschland und aller Welt diese besondere Kirche wieder. Die interessanteste Spendenaktion ist eine LEGO Frauenkirche gewesen die man heute im Karstadt in Dresden bewundern kann. Man konnte damals für 5 Deutsche Mark (DM) einen Stein kaufen und in einsetzen lassen. 5 DM entsprechen heute 2,56 €. Durch die Aktion kamen insgesamt eine Million DM zusammen, da wären heute rund 251000 €.

 


Frauenkirche heute

von Christoph Zeiner